Wohnraumberatungen

Das Herzstück unseres Projekts sind die kommunalen Wohnraumagenturen. So der Arbeitstitel der Einrichtungen, die die Projektstädte konzipieren, (weiter-)entwickeln und betreiben, um die optimierte Wohnraumnutzung zu unterstützen.


Warum sind Kommunale Wohnraumberatungen sinnvoll?

Damit der vorhandene Wohnraum in unseren Städten besser genutzt und verteilt werden kann, bedarf es nicht nur der Bereitschaft von Bürger:innen, über die eigene Wohnsituation nachzudenken und diese ihren tatsächlichen Bedürfnissen anzupassen. Es braucht auch Hilfestellungen und Werkzeuge aus kommunaler Hand, um das urbane Wohnen nachhaltiger und sozialer gestalten zu können. Das können unverbindliche Beratungen zur optimierten Nutzung der Wohnfläche, Vermittlungen von Untermieter:innen, Organisation eines Wohnungstausches, finanzielle Unterstützung für bauliche Maßnahmen oder sogar konkrete Umzugshilfen sein. Um suffizientes Wohnen zu fördern, ist eine kommunale Anlaufstelle vor Ort wichtig, die persönlich, telefonisch und digital informieren, beraten und unterstützen kann.


Bevor wir jedoch neue Institutionen etablieren oder bestehende verändern und erweitern, untersuchen wir die Ausgangssituation in den Städten sehr genau: Wo – das heißt in welchen Quartieren, Straßenzügen oder Gebäuden – liegen die Potenziale für Wohnraumoptimierung verborgen? Wer sind die Menschen, die sich nach einer Wohnraumanpassung sehnen? Sprechen wir hier mehrheitlich über Wohnraumvergrößerung oder auch über Wohnraumverkleinerung? Und welche Angebote gibt es vielleicht schon heute, die  Menschen zum Thema Wohnraumveränderung beraten und unterstützen – in Göttingen, Köln und Tübingen, aber auch darüber hinaus? Denn wir möchten gute Ideen, passende Ansätze und langjährige Erfahrungen in die lokalen Konzepte der Wohnraumagenturen unserer Projektstädte integrieren, um sie dort weiter zu erproben.

Die Situation in allen drei Partnerkommunen ist sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen jedoch ein erheblicher Druck und kaum noch Bewegung auf dem Wohnungsmarkt. Auch vereint sie die Erkenntnis, dass sich diese Probleme nicht durch Neubauprojekte alleine lösen lassen.

(Bildnachweis: Pixabay mit CC0-Lizenz)


Es können nicht unbegrenzt neue Flächen für die Wohnbebauung ausgewiesen werden, da der Bau einer jeden neuen Wohnsiedlung mit einem immensen Ressourcenverbrauch sowie infrastrukturellen Folgekosten für die Kommune verbunden ist. Vor allem aber hinkt die Baufertigstellung des Wohnraums chronisch hinter dem Wohnraumbedarf her. Alle drei Kommunen sind daher bereit, innovative Ansätze zu testen. Einer dieser Ansätze kann das Konzept "Wohnen für Hilfe" sein. Diese besondere Form, Wohnraum zu teilen, wird meist über Vermittlungsstellen organisiert, die bei Studierendenwerken oder Kommunen angesiedelt sind. 

Vermittelt werden in der Regel Wohnpartnerschaften zwischen jungen Leuten (meist Studierenden) und älteren Menschen:

Die Einen bieten Wohnraum und Erfahrung, die Anderen helfen im Garten, im Haushalt und beim Einkaufen oder leisten einfach nur Gesellschaft. 

So kann man „Wohnen für Hilfe“ als soziales Modell beschreiben, das ältere Menschen einerseits vor Einsamkeit bewahrt und sie dabei unterstützt, länger im eigenen Haushalt wohnen zu bleiben und jüngere Menschen andererseits mit bezahlbarem Wohnraum versorgt. Oft wohnen diese in Zimmern, die nach dem Auszug von Kindern leer standen, manchmal sogar in ganzen Einliegerwohnungen. 

(Bildnachweis: Pixabay mit CC0-Lizenz)


Damit ist „Wohnen für Hilfe“ eine von vielen Strategien zur suffizienten Nutzung von Wohnraum, die dazu beitragen können, den mit Neubaumaßnahmen verbundenen Aufwand von Flächen-, Material- und Energieressourcen zu vermeiden. Weitere Ansätze, wie zum Beispiel Onlineplattformen für Wohnungstausch, flexibel veränderbare Wohneinheiten oder gemeinschaftliche Wohnprojekte, werden im Rahmen von OptiWohn ebenfalls genauer unter die Lupe genommen. Dadurch hoffen wir als  Projektteam, dass wir in Göttingen, Köln und Tübingen Beratungs- und Unterstützungsformate entwickeln können, die von anderen Städten in Deutschland unter Anpassung an die lokalen Bedingungen angewandt werden. Denn Göttingen, Köln und Tübingen sind nur drei von vielen Städten, die mit diesem immensen Druck auf den Wohnungs- und Immobilienmarkt zu kämpfen haben.