Wohnsituation und Wohnqualität
Ergebnisse der großen OptiWohn-Umfrage
Die wachsenden Städte in Deutschland stehen heutzutage vor einer großen Herausforderung: Das urbane Wohnraumangebot kann mit der steigenden Nachfrage kaum noch mithalten. Die Entwicklung der individuellen Wohnpräferenzen verschärft das Problem noch weiter: Die Anzahl der Personen in einem Haushalt hat sich in den letzten Jahren verkleinert, während die in Anspruch genommene Wohnfläche immer größer wurde. Ein- und Zwei-Personenhaushalte sind in Deutschland mittlerweile die häufigsten Haushaltstypen, die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf beträgt dabei 47 Quadratmeter.
Das Prinzip des suffizienten Wohnens kann eine Antwort auf diese Herausforderungen sein.
Dabei geht es in erster Linie darum, den Wohnraum optimal an die aktuelle Lebenssituation anzupassen und so einen Überkonsum von Wohnfläche auf der einen Seite zu vermeiden und dem Mangel von adäquatem und bezahlbarem Wohnraum auf der anderen Seite entgegenzuwirken. Bevor jedoch kommunale Strategien zu einer optimierten Wohnraumnutzung entwickelt werden können, gilt es, die Bedarfe der Bevölkerung vor Ort zu ermitteln. Aus diesem Grund wurde im September 2020 eine Online-Umfrage durchgeführt, in deren Rahmen über 2.500 Teilnehmende aus dem gesamten Gebiet der Bundesrepublik auf Fragen zur aktuellen Wohnsituation, der empfundenen Wohnqualität und der individuellen Zufriedenheit mit dem derzeitigen Wohnraum geantwortet haben. Dabei interessierte das OptiWohn-Projektteam vor allem, inwiefern die Wohnfläche einen Einfluss auf die erlebte Wohnqualität ausübt und ob die befragten Personen im Sinne des suffizienten Wohnens zu einer Anpassung ihrer aktuellen Wohnfläche bereit wären.
Die wichtigsten Ergebnisse der großen OptiWohn-Umfrage:
1. Wohnsituation
Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der befragten Personen in einer städtischen Region (72%) lebt und sich zum Zeitpunkt der Umfrage in einem Mietverhältnis (56%) befindet. Die Hälfte (50%) wohnt in einem Mehrfamilienhaus mit bis zu 12 Wohnungen, die durchschnittliche monatliche Kaltmiete liegt bei rund 745,00€. Zudem wohnt die Mehrheit der befragten Personen (38%) in einem 2-Personen-Haushalt, meist zusammen mit der Partnerin oder dem Partner (47%). Für die Pro-Kopf-Wohnfläche ergibt sich aus der Umfrage ein bundesweiter Mittelwert von 47 qm, der sich damit mit dem deutschlandweiten Durchschnitt deckt. Zum Zeitpunkt der Umfrage leben rund 8% der teilnehmenden Personen in einer gemeinschaftlichen Wohnform, die Mehrheit davon (66%) in einer Wohngemeinschaft innerhalb einer Wohnung.
Die Auswertung der Online-Umfrage zeigt, dass gemeinschaftliche Wohnformen tatsächlich dazu beitragen können, die Pro-Kopf-Wohnfläche zu reduzieren. In der nebenstehenden Grafik sind die durchschnittlichen Gesamtwohnflächen sowie die durchschnittlichen Pro-Kopf-Wohnflächen in Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern und gemeinschaftlichen Wohnformen dargestellt. Die geringsten Wohnungsgrößen weisen demnach befragte Personen auf, die in Mehrfamilienhäusern wohnen, die niedrigsten Pro-Kopf-Wohnflächen lassen sich dagegen unter den Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmern finden, die in einer gemeinschaftlichen Wohnform leben.
2. Bewertung der Wohnqualität
Insgesamt ist die Mehrheit aller befragten Personen „sehr zufrieden“ (43%) oder „eher zufrieden“ (35%) mit ihrer aktuellen Wohnsituation. Die individuelle Qualität der Wohnumgebung wird von den meisten Befragten als „gut“ (34%) oder „sehr gut“ (32%) bewertet. Die wichtigsten Faktoren für die empfundene Qualität der Wohnsituation sind dabei die Kosten des Wohnens (22%), eine ruhige Wohnlage (14%) sowie eine gute Verkehrsanbindung (12%). Die individuelle Wohnzufriedenheit der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer steigt allerdings auch mit zunehmender Wohnungsgröße oder Pro-Kopf-Wohnfläche an.
3. Wohnberatung und Veränderungsbereitschaft
Das Potenzial für Wohnraumveränderungen lässt sich in den Ergebnissen der Online-Umfrage deutlich erkennen:
- 31 % der befragten Personen können sich vorstellen, in eine kleinere Wohnung umzuziehen.
- 26 % können sich vorstellen, ihr Haus umzubauen, um den Einzug weiterer Personen zu ermöglichen.
- 51 % aller befragten Personen können sich gemeinschaftliches Wohnen vorstellen.
Dabei gibt es einige individuelle Merkmale, die die persönliche Bereitschaft für eine Wohnraumveränderung beeinflussen können. So lässt sich z.B. ein leichter statistischer Zusammenhang zwischen der Bereitschaft, sich wohnlich zu verkleinern und dem Alter der befragten Personen erkennen: Ältere Personen können sich demnach eher eine Verkleinerung des Wohnraums vorstellen als jüngere Befragte. Das größte Hemmnis in Bezug auf eine tatsächliche Veränderung der Wohnsituation, wie z.B. einen Umzug, stellt für die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer die Schwierigkeit dar, eine „geeignete und preisgünstige Wohnung zu finden“ (87 % „stimme zu“ und „stimme voll und ganz zu“). Zwei weitere wichtige Hinderungsgründe liegen in dem Wunsch der befragten Personen, sowohl in ihrem aktuellen Ortsteil (63 %), als auch in ihrer aktuellen Wohnung bzw. Haus wohnen zu bleiben (62 %).
Um die genannten Umzugshemmnisse abzubauen, könnten sich kommunale Beratungs- und Unterstützungsangebote zum Thema Wohnen als hilfreich erweisen. Das Interesse an solchen Angeboten ist unter den befragten Personen jedenfalls recht groß. Dabei stoßen vor allem mögliche Angebote einer „Wohnberatung an einer zentralen Stelle“, „Beratung zum Wohnraumtausch“ sowie „Unterstützung bei Bauanträgen, etc.“ auf großes Interesse unter den Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmern.
Neugierig geworden? Alle Auswertungen und Ergebnisse der OptiWohn-Umfrage zum Thema "Wohnsituation und Wohnqualität" können hier nochmal in Ruhe nachgelesen werden:
Autorin:
Lena Peter
Lena Peter studiert im Master Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Stadt- und Regionalentwicklung und arbeitet als wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsbereich Stadtwandel am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.