Kölner OptiWohn-Workshop im Online-Format
Forschungsprojekt erweckt reges Interesse
Wer hätte das gedacht: Trotz Corona und den damit einhergehenden Schwierigkeiten, sich in Persona zu sehen, nahmen Anfang November 2020 über 30 Engagierte aus Wohn-, Tausch- und Energieberatungsangeboten, aus Vereinen, Initiativen, Unternehmen, Genossenschaften und städtische Mitarbeiter:innen an einem Online-Workshop der Stadt Köln teil, um sich zu Themen wie Wohnflächenoptimierung, Energieeffizienz, Bauen im Bestand, gemeinschaftliche Wohnformen und die damit einhergehende Beratung und Vernetzung in Köln auszutauschen.
In Köln gibt es bereits zahlreiche Akteurinnen, welche die Bürgerschaft beraten - sowohl seitens der Stadtverwaltung, als auch in Form von Projekten und Initiativen in und aus der Zivilgesellschaft heraus. Daher betrachten wir für Köln eine Vernetzung der Engagierten und das Schaffen von Synergien zielführender, als die Einrichtung einer weiteren Beratungsstelle.
OptiWohn kann unserer Meinung nach eine Chance sein, die Themen Wohnraum, Bodenpolitik und Quartiersansatz sowie Klima- und Ressourcenschutz neutral zu betrachten, zu verzahnen und im Sinne der Effizienz voranzutreiben.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatten wir daher einen ersten Austausch innerhalb der Stadtverwaltung, um das Projekt vorzustellen, Informationen auszutauschen und uns einen Überblick zu verschaffen.
Drei Projekte, die sich diesen Themen widmen, sind derzeit zum Beispiel beim Amt für Wohnungswesen angesiedelt:
Im November fand unser erster stadtweiter Workshop statt, der aufgrund der besonderen Lage leider in einem digitalen Format stattfinden musste. Dort haben wir uns mit den Engagierten aus Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft über Bedarfe, Herausforderungen und Möglichkeiten der Wohnraumpolitik im Zusammenhang mit Energieeffizienz in Köln ausgetauscht: Als wesentlichen Bedarf sahen die Beteiligten die Vernetzung der Akteure in der Stadt und bestätigten damit unsere Einschätzung. Ein Wunsch an die Stadtverwaltung war in diesem Zusammenhang unterstützender, vermittelnder und ermöglichender tätig zu sein. Es benötigt ausreichend ausgestattete, entscheidungsfähige, verwaltungsinterne – und auch externe Beratungsstrukturen, unverbindliche Ideenberatung, Ansprechpartner für durchmischte Konstellationen und ein zivilgesellschaftliches Gegenüber als unabhängige Stelle.
Die Beteiligten zeigten sich sehr interessiert an Innovation und neuen Ideen – an einem organisierten Wissenstransfer, sowohl innerstädtisch als auch mit anderen Städten. Der Ausbau der digitalen Möglichkeiten (z.B. digitale Bauakte, die alle Informationen zu Bau- und Umbaumaßnahmen eines Gebäudes enthält) geht voran. Finanzielle Unterstützung und mehr Personal sind essentiell, um bei der Suche nach Wohnraum unterstützen zu können. Das Thema der Wohnraumoptimierung und Flächenreduzierung muss bekannter gemacht werden. Hierzu ist Werbung und Öffentlichkeitsarbeit wichtig. Auch das Thema der Umwidmung von Büros oder Ladenlokalen, auch als Folge der Corona-Krise in Verbindung mit der Digitalisierung, könnte wichtiger werden. Es ist wünschenswert, dies unkompliziert zu ermöglichen. Das Mittel der Konzeptvergabe könnte besser genutzt werden, um Baugruppen zu ermöglichen. Wichtig ist vor allem auch der Erhalt von Bestandsobjekten und deren optimale Nutzung zu fördern (z.B. Aufstockung/ Nachverdichtung).
Als Hemmnisse & Herausforderungen sehen wir, dass private (Energie-) Berater:innen oft als Konkurrenz zu kommunalen Einrichtungen gesehen werden. Wünschenswert ist auch hier die Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteur:innen. Wegen des extrem angespannten Wohnungsmarkts in Köln, fehlen bezahlbare und adäquate Alternativen, was wiederum den Umzug in eine kleinere Wohnung verhindert. Meist wird eine Beratung erst bei konkretem Bedarf in Anspruch genommen und nicht präventiv gesucht. Wir erkennen, dass die Bekanntheit des Angebotes noch zu gering ist und die Vorteile der Beratung klarer dargestellt werden können.
Gegenwärtig ist auch in Köln der Trend zu immer größeren und (Zweit-)Wohnungen zu beobachten. Über den Markt scheint dieser Trend kaum zu brechen zu sein, da bestimmte Segmente der Bevölkerung genügend finanzielle Ressourcen haben. Ideen dies zu ändern reichen von Kampagnen zum Thema Wohnen und sozialer Verantwortung, um an das Gemeinschaftsgefühl zu appellieren („Teilen ist hip“) und mit einem Appell an die „Moral“ von Besitzer:innen („Eigentum verpflichtet“) eine Bewusstseinsveränderung zu mehr Flächeneffizienz zu erreichen, bis hin zur Unterstützung des Themas Umbau zu mehr Barrierefreiheit als Hebel, der im Gegensatz zum Argument der Finanzen, gut geeignet scheint, um Flächeneffizienz voran zu treiben.
Als Erfolgsfaktoren können wir zusammenfassend erkennen, dass die Vernetzung und Zusammenarbeit mit aktiven Kolleg:innen und Akteur:innen hierzu essentiell wichtig ist. Eine erste Beratung sollte kostenlos und kompetent sein und einen guten Überblick verschaffen. Die Themen der Wohnflächenoptimierung, Effizienz und Suffizienz werden von den Klient:innen selbst nicht angesprochen oder mitbedacht, stoßen jedoch oft auf positive Resonanz, wenn in der Beratung angesprochen.
In den nächsten Monaten werden wir uns viel Zeit nehmen, nach Lösungen zu suchen. Wir möchten mit OptiWohn sowohl einen Beitrag zur Reduzierung des Wohnraummangels leisten, als auch das Klima durch eine effizientere Nutzung des bestehenden Wohnraums schützen.
Einige Anlaufstellen für innovative Wohnformen in Köln:
- Neues Wohnen im Alter
- Wohnen für Hilfe
- Kölner Studierendenwerk
- Tauschwohnung
- Parisozial - wohn mobil
Autorin:
Julia Egenolf
Julia Egenolf ist Architektin und Planerin mit ca. 20 Jahren Erfahrung in Deutschland und den USA und leitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Koordinationsstelle Klimaschutz Köln das Projekt OptiWohn für die Stadt Köln. In den Jahren 2015-2019 leitete sie das EU Horizon-2020 Projekt GrowSmarter für Deutschlands erste "Lighthouse City" Köln.