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Veränderung braucht Vertrauen

Veränderung braucht Vertrauen

Unsere Erkenntnisse aus Gesprächen mit Wohn- und Energieberatungen

Unser Projekt OptiWohn hat sich zum Ziel gesetzt, in den drei Partnerkommunen Göttingen, Köln und Tübingen neue Wohnraumberatungen zu schaffen oder bereits bestehende Angebotsstrukturen weiter zu entwickeln und besser zu vernetzen. So soll das Suffiziente Wohnen vor Ort langfristig gefördert werden.

 

Doch wie können wir die Menschen dort am besten ansprechen?
Was sind die Wünsche und Sorgen der Bewohner:innen im Quartier?
Und was macht überhaupt eine gute Beratung aus? 

 

Über diese Fragen haben wir am Mittwoch mit Expert:innen aus dem Bereich der Wohn- und Energieberatung gesprochen. In einem knapp 3-stündigen Online-Workshop haben wir über suffizientes Wohnen und erfolgreiche Beratungsstrategien diskutiert und dabei vor allem ganz persönliche Praxiserfahrungen und Anekdoten miteinander geteilt. Dadurch wurde uns nochmal bewusst, wie wichtig und aktuell das Thema der optimierten Wohnflächennutzung wirklich ist und wie sensibel wir gleichzeitig sein müssen, wenn wir mit Menschen über ihre individuellen Wohnbedürfnisse reden möchten. Die eigenen vier Wände sind für jeden von uns ein sehr privater Raum, den wir meist nur mit Freunden und Familie teilen. Ein wichtiger Aspekt der bereits bestehenden und auch zukünftigen Wohnberatungen ist also ein gegenseitiges Vertrauen zwischen Berater:innen und Bürger:innen vor Ort. 

Digitaler OptiWohn-Workshop mit Expert:innen der Wohn- & Energieberatung
Digitaler OptiWohn-Workshop mit Expert:innen der Wohn- & Energieberatung

Diese Erkenntnis bestätigt sich ebenso in den insgesamt 21 telefonischen Leitfadeninterviews, die die Wissenschaftler:innen des OptiWohn-Teams mit weiteren Wohn- und Energie-Beratungsangeboten aus ganz Deutschland geführt haben.

Durch die Gespräche lernten wir vielfältige und spannende Einrichtungen kennen, die sich zum Teil schon seit Jahren mit den unterschiedlichsten Aspekten des Wohnens beschäftigen. So gibt es zum Beispiel bundes- oder landesweite Beratungseinrichtungen und Netzwerke, selbstständige Wohnraumberater:innen und sogar mobile Beratungen auf Rädern. Außerdem haben wir mit Vereinen, Stiftungen, Bürgerinitiativen, Energieberatungen und Wohnungstauschportalen gesprochen. Manche Angebote richten sich an bestimmte Zielgruppen, wie zum Beispiel ältere Menschen, geflüchtete Familien oder Personen mit psychischen Erkrankungen. Andere Beratungen stehen allen Bürger:innen offen, die Interesse haben, ihren Wohnraum auf die individuellen Bedürfnisse anzupassen. 

 

Aus unseren Interviews mit Beratungs- und Unterstützungsangeboten haben wir einige spannende Erkenntnisse gewinnen können. So sind vor allem die Beratungseinrichtungen am erfolgreichsten, die sich eng mit anderen Beratungen, Akteur:innen und Städten vernetzen und eine gute Öffentlichkeitsarbeit sowohl online, als auch offline betreiben. Eine Wohnraumberatung hat ihr Büro zum Beispiel in einen Bus verlagert und besucht damit die wöchentlichen Märkte der Region - mit Erfolg! Eine andere Beratung gibt nicht nur Empfehlungen, wie der vorhandene Wohnraum besser an die Bedürfnisse der Bewohner:innen angepasst werden kann, sondern hat auch direkt eine Liste mit regionalen Handwerk:innen parat, die sich zum Beispiel besonders auf die Arbeit mit älteren Menschen spezialisiert haben. Oft geht es also nicht bloß um ein erstes Beratungsgespräch:

 

Viele bereits bestehende und erfolgreiche Wohnraumberatungen sind persönliche und langfristige Ansprechpartner:innen im Quartier, die vielfältige Unterstützungsleistungen anbieten, damit Menschen besser wohnen können.  

 

Und der Bedarf ist da! Viele Menschen wünschen sich eine Veränderung ihrer Wohnsituation. Sei es, weil der Nachwuchs auf dem Weg ist und der bisherigen Wohnung ein Zimmer fehlt. Oder weil die Treppen in den 3. Stock mit zunehmendem Alter immer schwieriger zu bewältigen sind. Oder weil die Corona-Pandemie gezeigt hat, dass sich die aktuelle Wohnung doch nicht so gut für die Arbeit im Homeoffice eignet, wie anfangs gedacht. Gründe für eine Wohnraumanpassung gibt es viele, doch häufig fehlt eine bezahlbare Alternative in ähnlicher Nachbarschaft oder die nötige finanzielle Unterstützung für die anstehenden Umbauarbeiten. Hier setzen die bestehenden Wohnraumberatungen an, indem sie die Menschen im Quartier telefonisch, digital oder vor Ort informieren und unterstützen. 

 

Die Interviews und der Online-Workshop haben aber auch gezeigt, dass noch einiges an Arbeit vor uns liegt. Das Thema der Wohnraumanpassung ist noch nicht umfassend in der Bevölkerung angekommen. Viele Menschen machen sich erst Gedanken über ihren Wohnraum, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Einige Menschen wissen auch noch nicht so recht, was sie unter dem Begriff der Wohnraumberatung verstehen sollen und denken dabei vielleicht erstmal an Dekotipps und neue Tapeten.

 

Es braucht also auch mehr Gespräche und Aufklärung über dieses Thema,

das zunehmend wichtiger wird. 

 

Wir als OptiWohn-Team haben aus den Gesprächen und Interviews der letzten Wochen jedenfalls viel gelernt. Wir verstehen nun besser, welche Angebote wir in unseren Partnerkommunen ausbauen und etablieren können, welche Bedürfnisse, Fragen und Probleme es bei dem Thema der Wohnraumanpassung gibt und wie eine gute Beratung im Quartier aussehen kann. Wir sind begeistert, wie viele und auch vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote es bereits deutschlandweit gibt und freuen uns darauf, im Rahmen von OptiWohn das Wohnen der Zukunft noch nachhaltiger und sozialer gestalten zu können.

 


Autorin:

Lena Peter

Lena Peter studiert im Master Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Stadt- und Regionalentwicklung und arbeitet als wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsbereich Stadtwandel am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.